Guppy-Mix-Becken

Bakterielle Unverträglichkeit – Der schnelle Guppy-Tod

Die bakterielle Unverträglichkeit, auch Kreuzverkeimung genannt, ist die häufigste Ursache für den (schnellen) Tod von Guppys. Da uns immer wieder Fragen dazu erreichen, wollen wir hier noch einmal ausführlich erklären, was die Ursache ist, worauf man achten muss, wie die Symptome aussehen und was dagegen getan werden kann.

Vorweg sei auch gesagt, dass jeder erfahrene Züchter dies schon einmal erlebt hat und es jeden treffen kann. Das Auftreten von bakterieller Unverträglichkeit bedeutet nicht, dass der Züchter oder Halter grundsätzlich etwas falsch macht.

WAS IST BAKTERIENUNVERTRÄGLICHKEIT ?

Alle Aquarien beinhalten einen eigenen Bakterienmix. Bakterien haben unterschiedlichste Funktionen, wie z.B. bei der Umwandlungskette von Ammonium zu Nitrat. Jeder Fisch trägt dabei selbst auch eine Unzahl an Bakterien in sich. Das Immunsystem passt sich an alle diese Bakterien an, entwickelt entsprechende Antikörper und der jeweilige Fisch bleibt gesund. Die Fische die in einem Aquarium groß werden haben sich dabei langsam an diesen Bakterienmix gewöhnt oder von Ihren Eltern schon einige Abwehrkörper mitbekommen. Wenn der Züchter nun aber Fische von Becken A nach Becken B versetzt und die Fische oder Stämme aus unterschiedlichen Quellen stammen, dann kann es vorkommen, dass nach ein bis zwei Tagen beginnend mit Flossenklemmen das große Sterben losgeht. Dabei sind wahlweise alle Fische, nur die Neuankömmlinge oder sogar nur die Alttiere des Beckens betroffen. Alle drei Varianten habe ich bereits selbst erlebt. Manchmal reicht es schon eine Pflanze von einem Becken in ein anderes zu versetzen, um die vorhandenen Guppys in Schwierigkeiten zu bringen. Ohne Gegenmaßnahmen sind bei mir in der Regel fast alle betroffenen Tiere verendet.

Generell kann also bei einem schnellen Auftreten von Flossenklemmen (und den anderen unten beschriebenen Symptomen) nach Zusammensetzen oder einem Hinzufügen von anderen Fischen, Wirbellosen oder Pflanzen, wenn die restlichen Wasserwerte in Ordnung sind, von einer Bakteriellen Unverträglichkeit ausgegangen werden. Ich stellte dabei in der Regel bereits nach 1 – 3 Tagen Flossenklemmen fest. Da Bakterien sich extrem schnell vermehren oder bereits in hoher Zahl im Becken vorhanden sind, überfordern sie das Immunsystem des jeweils nicht darauf konditionierten Fisches.

Worauf ist also zu achten ?

Erstes Anzeichen nach 1 – 3 Tagen ist wie geschrieben, das Flossenklemmen. Was ist Flossenklemmen ?

Beim Flossenklemmen werden die Rückenflossen und die Bauchflossen an den Körper angelegt. Die Schwanzflosse, die normalerweise fächerförmig ausgebreitet wird, liegt parallel (später immer enger) zusammen.

Auch fangen die Guppys häufig an “schlangenförmig” zu schwimmen oder/und halten sich an der Wasseroberfläche auf. Oft schwimmen sie träge gegen die Strömung.

Was muss man nun tun bei diesen Symptomen ?

In den ersten Tagen nach einem Zusammensetzen oder Hinzufügen von anderen Fischen oder Pflanzen sollte also das betroffene Becken und die Guppys genau auf die beschriebenen Symptome beobachtet werden!

Treten die Symptome auf ist schnelles handeln geboten! Es ist mindestens einmal täglich ein Wasserwechsel von 80-90% zu tätigen. Nach 2 – 7 Tage hat dies bei mir häufig das Problem gelöst. Wobei eventuell verstorbene oder bereits mit Flossenfäule betroffene Fische zu entfernen sind. Hinweis: Es muss immer mit toten Guppys gerechnet werden. Nach nunmehr über 15 Jahren Guppy-Hochzucht kann ich sagen: Alle getesteten Medikamente (auch Antibiotika) lösen das Problem auch nicht nachhaltig und manche sorgten sogar für Unfruchtbarkeit in meinen Stämmen.

Das Positive: Die überlebenden Guppys sind nun “immun” gegen die für Sie neuen Keime und robuster für kommendes Versetzen, können aber wieder durch neue, ihnen unbekannte, Keime das gleiche erneut durchmachen. Insgesamt sorgt dieses Vorgehen aber für mehr Fitness im Guppy-Stamm.

Kann ich vorsorgen beim Versetzen und Hinzusetzen ?

Ja, es ist möglich die Anpassung und Gewöhnung die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Unverträglichkeit deutlich zu verringern. Hierzu empfiehlt es sich neuen Guppys in einem separaten Becken oder einer separaten Box vorübergehend zu halten. Sind die Tiere frei von äußerlichen Erkrankungen, kann durch sukzessiven Wasseraustausch mit dem Zielbecken eine gewisse Eingewöhnung erreicht werden. Sollte das Quarantänebecken über keine eigene Filterung verfügen, dann ist hier auch täglich ein Drittel Frischwasser zuzuführen.

Jeden Tag transferiere ich nun morgens und abends Wasser vom Quarantänebecken zum Zielbecken und zurück. Zum Beispiel mit einen Becher von ungefähr 200 ml Inhalt. Am ersten Tag ein Becher am zweiten Tag zwei Becher, ab den fünften Tag verbleibt man bei fünf Bechern (1 Liter), die gesamte Prozedur praktiziert man insgesamt 14 Tage lang. In den ersten Tagen der bakteriellen Eingewöhnung ist das Beobachten der Tiere besonders wichtig. Sollten sich Probleme zeigen, ist sofort abzubrechen und eine Behandlung einzuleiten (80%-90% Wasserwechsel, wie oben beschrieben).

Mit dieser Methode gewöhnen sich die Guppys langsam an den “bakteriellen Cocktail” des jeweils anderen Aquarium.

Nach einem 80-90% Wasserwechsel im Zielbecken können nun die Tiere zusammengesetzt werden. Natürlich sollte dennoch in den nächsten Tagen genau geschaut werden, ob es Anzeichen von Flossenklemmen gibt.

Weitere Hinweise

Mit Bodengrund im Aquarium tritt nach unseren Erkenntnissen eine bakterielle Unverträglichkeit wesentlich öfter auf, als ohne Bodengrund. Ältere Tiere sind in der Regel auch eher betroffen als jüngere. Daher empfiehlt es sich (wenn möglich) ältere Neuerwerbungen in einem separaten Becken zu halten und erst die Jungtiere umzusiedeln.

Je stärker das Zielbecken bereits besetzt ist, um so mehr muss auf das Thema Bakterielle Unverträglichkeit geachtet werden.

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