Tagebuch eines Neumitglieds (Teil 4)
Eckersmühlen (13.06. – 16.06.2024)
Samstag, 15.06, die Ausstellung und der Züchterabend
Auch der Samstag begann sehr früh, denn heute sollten die Türen für Besucher geöffnet werden. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es los zur Ausstellung. Hier wurde wieder fleißig gearbeitet und alle haben mitgeholfen. Die Halle wurde gefegt, letzte Kartons weggeräumt und Brötchen mit Kaffee zubereitet. Mehrere Leute, unter anderem Tobi, sind herumgegangen, um die Fische zu fotografieren, solange sich noch nicht so viele Gäste tummelten.
Und dann war es so weit, die Ausstellung wurde mit der Siegerehrung der besten Züchter gestartet. Jeder Sieger bekam einen kräftigen Applaus und auch den Helfern wurde nochmal ein Riesendank ausgesprochen. Nach der Siegerehrung hatten die Besucher Zeit, sich die Becken anzusehen und Mitglieder des Vereins anzusprechen, um Fragen beantwortet zu bekommen. Wir konnten sogar einige neue Mitglieder für unseren Verein gewinnen.
Zwischenzeitlich wurde die Tombola vorbereitet, die Gewinne wurden mit den Nieten gemischt und der Verkauf konnte starten. Das Prinzip war simpel. Einer hält die Lose und zählt mit, wie viele Lose herausgenommen werden; einer kümmert sich um das Kassieren. Klingt simpel … aber die Tombola war sehr beliebt; die Leute stürzten sich auf die Losverkäufer wie Guppys auf Artemia. Sie kamen von vorne, von hinten, von der Seite … man war plötzlich in einer kleinen Menschentraube gefangen (Für Leute mit Platzangst rate ich dringendst vom Lose verkauf ab). Später wurden die Losverkäufer in einer Ecke platziert, damit andere Menschen noch vorbeikamen und man etwas Ordnung ins Chaos bringen konnte.
Und dann kam der liebe René zu mir, ich hatte ihn am Freitag kennengelernt. René war ein äußerst sympathischer Züchterkollege, der die Fähigkeit hat 1000 Wörter in der Minute zu sprechen, wenn er will.
Der gute René bat mich um Hilfe, sagte allerdings nicht wobei, also folgte ich ihm, ohne was Böses zu ahnen, zu Ritschi. Sein mitleidiger Blick hätte mich alarmieren sollen, aber da war sie schon, die Kamera des YouTuber´s Sascha Hoyer, der eine Dokumentation über unsere Ausstellung drehen wollte. Ein kurzes „Sag einfach, warum du Guppys züchtest“ und Ritschi fing schon an zu reden, zeigte dann mit dem Mikro auf mich, mein Gehirn verabschiedete sich vor Schreck, und ich fing wild an zu quasseln. Nicht unbedingt meine Glanzstunde, aber im Kern habe ich hoffentlich gut erklären können, was so wundervoll am Guppy-Züchten, der Guppy-Genetik und unserer Community ist.
Als ich mit dem Schwall wirren Geredes fertig war, drückte ich Ritschi wieder das Mikro in die Hand und machte auf dem Absatz kehrt, suchte ich jetzt doch nach einem schwarzen Loch, das sich, so hoffte ich, öffnen würde. Komischerweise geschah das nicht und so lenkte ich mich ab, indem ich mir Lose kaufte und mein Gehirn mit einem schönen Schinkenbrötchen beruhigte.
Ich setzte mich zu Daniel, der die Kasse für die Chipausgabe hütetet wie ein Wachhund, muffelte mein Brötchen weg, führte wieder sehr nette Gespräche und die Zeit raste davon. Und plötzlich war es dann auch schon so weit, die Auktion sollte starten.
Ich hatte noch nie an einer Auktion teilgenommen und war wirklich gespannt, wie das Ganze ablaufen würde. René war der Auktionsleiter und Luisa, Christian und ich haben das Geld eingesammelt. Dann ging es los, jedes Becken wurde einzeln aufgerufen und der Startpreis lag bei 10 €. Die Kassierer mussten auf Zack sein, denn René machte keine Pause (hier kommt ihm das 1000 Wörter pro Minute Talent zugute). Fisch verkauft, Zettel nehmen, einen kurzen Sprint hinlegen, Geld einsammeln, Zettel geben und alles wieder von vorne.
Irgendwann sind wir leider alle an einem Punkt gekommen, wo das Kleingeld alle war. Es wurde hektisch Kleingeld gesucht. Und hier kam wieder die tolle Community zum Einsatz. Jeder hat geschaut, dass er Geld kleinmachen konnte; es wurde ausgeholfen, wo es ging. Und so konnte es schnell weitergehen. Dann war Becken 58 dran, hier wollte ich mein Glück versuchen. Ich hatte zwar am Ende nicht das höchste Gebot, aber es war aufregend mitzumachen; das Herz schlägt super schnell und am Ende freut man sich für den Gewinner dann einfach mit. Auch René selber hat fleißig mitgeboten, irgendwann sagte er mir „Mensch ich will doch gar nicht so viel ersteigern“ Als er dann beim nächsten Becken direkt wieder mitbieten wollte, habe ich ihn einen kleinen Stups gegeben als freundliche Erinnerung, dass er schon satte 6 Becken ersteigert hatte.
Lachend bedankte er sich und das Becken ging an einen anderen Bieter. Das wurde zwischen René und mir ein Witz für die restliche Versteigerung; immer wenn er sich ein Becken genauer ansah, kam er dann zu mir und meinte mit einem Grinsen im Gesicht „keine Sorge, ich guck’ ja nur“ … Und so endete nach über 2 Stunden die Auktion. Das Höchstgebot für ein Paar lag diesmal bei 135 €, gefolgt von zwei 100-Euro-Sätzen. Das Geld von der Versteigerung kommt dem Verein zugute und so haben wirklich alle was davon.
Die Veranstaltung neigte sich langsam dem Ende entgegen. Und um ca. 16 Uhr mussten alle, die nicht zu unserem Verein gehörten, die Hallen verlassen. Jetzt begann nochmal der stressige Teil. Die Tiere mussten aus den Becken geholt werden, verpackt und den richtigen Besitzern übergeben werden. Es wurde hektisch und laut und alle waren hoch konzentriert, damit die Tiere sicher verpackt wurden und kein Käufer mit dem falschen Tier nachhause geht.
Als auch das geschafft war, traf ich mich mit Tobi im Aufenthaltsraum. Es sollte ein Schlachtplan her, wie ich in der Zucht meiner Tiere vorgehe. Ich will hier niemanden mit Details langweilen, aber so viel sei gesagt. Der liebe Tobi saß mit mir bestimmt eine Stunde, um einen Plan zu entwickeln. Und auch vor der Ausstellung haben wir schon etliche Stunden telefoniert und über WhatsApp geschrieben. Er hat mir die Genetik der Guppys erklärt und mein Wissen so weit aufgestockt, dass ich wenigstens ein wenig weiß, was ich da überhaupt tue.
Lieber Tobi, wenn du das hier liest, ich weiß, ich habe es schon X-mal gesagt. Vielen Dank, dass du dir so viel Zeit nimmst, mir in Ruhe die Genetik der Guppys zu erklären und meine teilweise sich wiederholenden Fragen beantwortest! Ohne dich würde ich bei Weitem nicht so viel Genetik Wissen über meine Fische und die Vererbungstheorie besitzen, wie ich es momentan tue. Vielen Dank!
Wir sind dann alle zurück zum Hotel gefahren, wo sich jeder fertig gemacht hat für den Züchterabend.
Der Züchterabend fand im Hotel statt. Wir wurden verwöhnt mit leckerem Essen und Trinken. Auch hier konnte man wieder super nette Gespräche führen und alle haben versucht am letzten Abend nochmal so viel wie möglich miteinander zu reden. Ich muss an dieser Stelle leider gestehen, dass ich vom Züchterabend gar nicht so viel berichten kann. Es gab fantastisches Essen und alle haben sich ganz toll unterhalten.
Aber ich war so platt und erschlagen, dass ich schon sehr früh ins Bett gegangen bin; am nächsten Tag stand ja auch noch die Heimfahrt an.