Tagebuch eines Neumitglieds (Teil 2)

Eckersmühlen (13.06. – 16.06.2024)

Donnerstag, 13.06.2024 – Der erste Tag

Als ich am Donnerstag, nach einer 7-Stunden-Fahrt, gegen 15 Uhr mit Ritschi in Eckersmühlen angekommen bin, waren alle schon am wuseln; die Fische mussten codiert und beschriftet und dann in die Becken eingesetzt werden. Leute sind von links nach rechts getigert und hatten alle Hände voll zu tun.

Ich habe Henrik, unseren „Seelenfänger“, wie wir ihn ganz liebevoll nennen, in der Menge entdeckt. Ich hatte mit ihm viel Kontakt über WhatsApp und erkannte ihn von Bildern wieder. Auch er hatte eine Menge zu tun und war im Stress. Als ich ihn angesprochen habe, um ihn zu begrüßen, hat man davon aber nichts mehr gemerkt. Er war sofort herzlich und hat sich trotz der ganzen Hektik Zeit genommen, um mit mir zu quatschen.

Auf dem Weg nach Eckersmühlen

Da ich nicht untätig herumstehen wollte, habe ich ihn gefragt, ob und wo ich helfen kann und wurde prompt der “Fisch-Einsetz-Truppe”, bestehend aus Daniel und Janet, zugewiesen. Sie mussten dafür sorgen, dass die codierten Fische in die korrekten Becken gelangen. Da die Guppys natürlich nicht lange außerhalb des Wassers bleiben sollten, musste das alles zügig vonstattengehen.

Ich kannte beide nicht und habe mich erstmal sehr unbeholfen dazu gestellt, hier und da habe ich mal eine Tüte angereicht, aber ich wusste nicht, wie ich die beiden ansprechen soll, immerhin waren das zwei mir komplett fremde Menschen. Als dann eine kurze Ruhephase kam, habe ich die wohl erste Frage gestellt, die man so hat, wenn man ein Paar auf einer Guppy-Ausstellung trifft. Wer ist der züchtende und wer ist der tolerierende Part? Wie ich gelernt habe, ist es nämlich höchst selten, dass beide dieses Hobby betreiben.

Einlieferung der Fische
Einlieferung der Ausstellungstiere

Alle, die diesen Artikel gerade lesen, gehören wohl eher zu den Züchtenden. Wenn sich ein tolerierender Part hier her verirrt hat, an dieser Stelle vielen Dank für die Geduld, die man manchmal mit uns Verrückten haben muss, wenn wir für Stunden in den Keller verschwinden und auch schon beim Frühstück über Genetik und Guppys sprechen! Ihr seid toll und auch ohne euch wäre es vielen von uns Züchtern nicht möglich, dieses Hobby zu betreiben!

Daniel und Janet waren beide super lieb und haben trotz Stress und konzentriertem Arbeiten meinem doch manchmal sehr schnellen und wahrscheinlich manchmal wiederholenden Themen gelauscht und Daniel hat mir wertvolle Tipps und Ideen gegeben … gut er hat mir auch eine, sagen wir “interessante” Idee ins Hirn gesetzt… Aber dazu später mehr.

Im Laufe des Tages habe ich so viele unglaublich nette und sympathische Menschen kennengelernt. Sogar welche in meinem Alter wie Florian, der genauso freudig über Fische sprach wie ich. Überhaupt konnte ich mich endlich mit Leuten über Guppys unterhalten, ohne dass mit den Augen gedreht wurde oder ein blöder Spruch kam. Wir waren alle da, weil wir die gleichen Interessen haben. Es waren so viele Leute vor Ort, die Neulingen wie mir geholfen haben, sich zurechtzufinden. Sie haben erklärt, worauf man beim Züchten achten sollte, haben geduldig Fragen beantwortet und sich Zeit genommen, Sachen zu erklären.

Ich habe mich zu keiner Zeit unwillkommen gefühlt oder als ob ich stören würde und es tat richtig gut, Leute um sich zu haben, die das Level an Begeisterung für Guppys geteilt haben.

Pizzaabend

Die Zeit lief so schnell, dass wir am Nachmittag dann an dem Punkt waren, an dem alle Fische eingesetzt waren. Jetzt hatte man Zeit, von Becken zu Becken zu gehen, um sich alle Guppys in Ruhe anzusehen.

Und hier kommen wir tatsächlich zu einem Problem, was ich als Neuling gespürt habe. Wir hatten auf der Ausstellung um die 260 Becken mit Guppys befüllt, jeweils Paare. Wenn man noch nie auf einer Ausstellung war, uns alles neu ist, läuft man von Becken zu Becken wie ein kleines Kind im Süßwarenladen und würde am liebsten alles mitnehmen. Wir hatten Vollrote Albinos, Rundschwänze, Moskauer in verschiedenen Farben, Obenschwerter, Untenschwerter und und und….

Als ich zu der Ausstellung gefahren bin, hatte ich einen genauen Plan, Grüne Moskauer als Triangel, das wollte ich züchten. Aber je mehr Becken ich mir ansah, desto mehr dachte ich „ach der ist ja schick“, „oh den könnte ich ja auch machen“, „Mensch, das ist aber eine hübsche Farbe“.

Eine Reizüberflutung an Eindrücken. Ich hatte mir sicherheitshalber ein kleines Büchlein mitgenommen, das mir jetzt sehr gelegen kam. Ich ging alle 260 Becken ab und notierte mir alle Paare, die ich als Stamm interessant fand. Hier und da kam noch Input von anderen Züchtern und so füllte sich meine Buchseite mit mehr und mehr Beckennummern, mit Stämmen, die ich gerne züchten würde. Es war herrlich und doch furchtbar zugleich.

Ausstellungsanlage in Eckersmühlen

Was sollte ich nehmen, gab es ein richtig oder falsch? Was ist, wenn ich mich falsch entscheide…

Und dann kam der liebe Daniel. Ein Satz der noch mehr Verwirrung brachte in mein eh schon überfordertes Hirn…. „Du kannst auch einfach zwei unterschiedliche Stämme in einem Aquarium halten. Wenn du die Tiere auseinander halten kannst geht das.“ Zwei Stämme in einem Aquarium? Eine ganz tolle Idee, so konnte ich ja noch mehr Stämme halten …

Für Neulinge wie mich, die das hier lesen, sei gesagt „NEIN“ das ist eine Disziplin die sollten erfahrene Züchter machen wie mir der liebe Ritschi erklärt hat. Er hat mir nicht davon abgeraten, sondern nur die Vor- aber halt auch die Nachteile erklärt. Auch ein Blick auf meinen Zettel mit den über 20 Stämmen die ich toll fand hat er nicht schlecht geredet. Er hat mir nur gesagt, dass seiner Erfahrung nach, man nur an einem Stamm dranbleibt in den man sich verliebt. Kein „ach schau mal hier“ „ach schau mal da“. Nein, du solltest einen Stamm oder einen Fisch sehen und sagen das ist er. Kein links kein rechts, er ist es.

Ich habe mich damals gefragt ob das überhaupt geht, man hat doch so viel Auswahl es gibt so viele Optionen wie kann man sich da so festlegen. Es sei gesagt es geht. Glaubt mir …

Der erste Tag endete mit leckerer Pizza, die in geselliger Runde verspeist wurde. Und so ging es für mich nach einem langen Tag ins Bett. Mit vollem Bauch und einer Liste mit viel zu vielen Stämmen die mir noch Kopfzerbrechen machen sollte….

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